Bergen

Hoch im Norden Europas wird das zweite Kontor der Hanse gegründet, am damaligen Sitz der Norwegischen Könige, in der Stadt Bergen. Bergen ist der wichtigste Im- und Exporthafen Norwegens. Hierher bringen die Hansekaufleute verschiedenste Fertigwaren, aber vor allem Nahrungsmittel, Getreide und Wein. Bergen trägt lange den Namen „Tyske Brügge“ - die deutsche Brücke. Die Engländer als bisherige Handelspartner werden abgelöst. Nach dem Russischen erschließt sich die Hanse den Norwegischen Markt. In ihre Niederlassungen ruft sich Handwerker aus Deutschland, die hier ihren Beruf zum Nutzen der Handelsflotte und der Stadt ausüben sollen. Die Stadt ist der ideale Standort für ein eigenes Kontor, denn Bergen ist der Zentrale Markt für den Fischfang vor den Lofoteninseln, nahe dem Nordkap. Der Hanse gelingt es, die nordländischen Fischer in ihre Abhängigkeit zu bringen. Sie versorgen sie großzügig mit Waren auf Kredit, und verlangen dafür den vollständigen Zugriff auf die nächsten Fänge. Für beide Seiten ein lohnendes Geschäft. Die Fischer müssen sich nicht um den Absatz kümmern. Die Hanse bekommt den Fisch frei Haus nach Bergen geliefert.

„Sie fangen unzählige Fische - und die sie am meisten fangen nennen sie Stockfische. Die Stockfische trocknen sie am Wind und der Sonne, ohne Salz. Und weil diese Fische sowenig Feuchtigkeit und Fett an sich haben, werden sie so hart wie Holz. Es ist ein sehr großer und unschätzbarer Handel mit diesem Fisch über das Meer nach Deutschland.“

Der getrocknete Stockfisch ist eines der ersten Massenexportgüter. Die Hanse organisiert den Absatz in ganz Europa. Bis zu 6000 to Trockenfisch in einem Jahr wird nach norwegischen Berechnungen exportiert. Die deutschen Kaufleute erreichen aufgrund ihres Handelsmonopols eine Sonderstellung. Sie kontrollieren den Hafen und damit die Zolleinnahmen. Ansonsten leben die Deutschen alle innerhalb des Kontors. Zeitweise stellen sie fast ein Drittel der Stadtbevölkerung. Bergen bleibt trotz mancher Handelsfehden mit Norwegen die sicherste Einrichtung der Hanse im Ausland. Die Fahrt durch die vorgelagerten Schären gehört allerdings zu den gefährlichsten Handelsruten. Die Reise von Lübeck nach Bergen kann sechs Tage aber auch mehr als zwei Monate dauern.