Die Gotlandfahrer

Als erstes steuern sie den Hafen Visby auf der Insel Gotland vor der südländischen Küste Schwedens an. Bisher ist fast der gesamte Zwischenhandel der Ostsee fest in der Hand der hier ansässigen bäuerlichen Kaufleute. Die großen Höfe zeugen vom Wohlstand der Bauern durch den Handel. Sie Agieren weitgehend unabhängig von ihrem Landesherren, dem Schwedischen König. Die ungewöhnliche Zahl an Kirchen auf der Insel demonstrieren den wirtschaftlichen Erfolg. Münzfunde bestätigen den Reichtum der Insel. Für die Fahrten nach Gotland nennen sich die Händler damals „Genossenschaft der Gotlandbesuchenden Kaufleute des römischen Reiches“. Dazu zählen neben Kaufleuten aus Lübeck, welche aus westfälischen, rheinischen und wieder sächsischen Städten. In einer Urkunde verbürgt der Lübecker Landesherr, Heinrich der Löwe, 1161 bereits ausdrücklich die Sicherheit des Handels in seiner neu gegründeten Stadt für die Gotländer. Der Schutz der Kaufleute im Ausland ist die wesentliche Voraussetzung für den freien Handel.

Die Gemeinschaft der Gotlandfahrer ist die Keimzelle der Hanse. Das Stadtsiegel von Lübeck zeigt die Schwurgemeinschaft zwischen Kaufmann und Schiffer. Die deutschen Kaufleute gründen eine eigene Kolonie in der Hafenstadt Visby. Sie suchen den Schutz der Stadtmauern, denn die geschäftstüchtigen Bauern die Insel spüren die Konkurrenz. Sie ahnen, dass Gotland nur eine Etappe für die Lübecker Handelsflotte ist. Die Hansekaufleute bauen eine wehrtüchtige Kirche. Darin stapeln sie ihre Waren. Vor allem über die Wintermonate, wenn Schiffsreisen unmöglich sind. Über Visby bekommt die Hanse einfacheren Zugang zu den Rohstoffen des Ostens. Im 14. Jahrhundert verliert die Insel endgültig ihre Selbständigkeit. Der Dänische König Waldemar Atterdag besiegt die Gotländer und raubt ihre Schätze. Ihre früheren Handelskontakte haben längst die deutschen Kaufleute übernommen. Durch die Eroberung hat Gotland seine Bedeutung endgültig verloren.