Das Salz

Lübeck wird vor allem reich durch die Kaufleute der späteren Hanse. Deren Willen zur Expansion spielt die entscheidende Rolle für das Selbstverständnis dieser Stadt. Von Anfang an steigen sie aktiv in den Handel über die Ost- und Nordsee ein. Als erstes lockt das sogenannte Silber der Ostsee - die riesigen Heringsschwärme im Schwedischen Öresund. Die Lübecker organisieren den Fang und die alljährliche Verlaufsmesse. Sie liefern Tonnen und vor allem ausreichend Schiffsraum, um die schnell verderbliche Ware transportieren zu können.

Um das Monopol mit den Heringen zu erlangen, reicht der rasche Transport nicht. Das größte Problem besteht darin, den Fisch zu konservieren, damit er frisch auf die Märkte kommt. Die Lübecker finden eine Lösung. Sie sichern sich den Vertrieb des einzigen Mittels mit der das Konservieren möglich ist - Salz. Das Salz wird im nahegelegenen Städtchen Lüneburg gewonnen. Eine zu derzeitiger Zeit größten industriellen Fertigungsstätten Europas entsteht. Lübeck kontrolliert die Salzgewinnung. Das feine weiße Mineral wird über die nächsten Jahrhunderte eine mächtige Handelswaffe der Hanse. Lüneburg ist die einzige Quelle für das begehrte Produkt und die Nachfrage im gesamten Ostseeraum ist groß. Gibt es Ärger in ausländischen Niederlassungen der Hanse, wird Ware beschlagnahmt von fremder Obrigkeit, so wird der Salzverkauf dorthin gedrosselt. Fasst immer wirkt diese frühe Form des Handelsboykotts und zwingt zum Einlenken. Lüneburg profitiert von diesem einträglichen Handel. Salz ist fast soviel Wert wie Gold. Am meisten nutzt dieser Exklusivvertrag jedoch den Lübeckern. Er bildet die materielle Grundlage für weitere Expansionen.